DOLOMITENMANN 07. SEPTEMBER 2024 DOLOMITENMANN 07. SEPTEMBER 2024 DOLOMITENMANN 07. SEPTEMBER 2024

Die Geburt
von Legenden

Vom Traum zum Mythos

Am Anfang war ein Traum – im wahrsten Sinne des Wortes. Der ehemalige Skifahrer Werner Grissmann träumte vom Dolomitenmann. Er wachte auf, ging auf den Balkon und erkannte, dass Lienz – seine Heimatstadt – das optimale Umfeld für die Verwirklichung dieses Traumes bietet. Er beschloss seinen Traum zu verwirklichen und die Geburtsstunde des Härtesten Teambewerbes unter der Sonne hatte geschlagen. Das war im Jahr 1988. Heute hat der Red Bull Dolomitenmann den Ruf die inoffizielle WM des Extremsportes zu sein – ein Teambewerb, der nur erfolgreich bewältigt werden kann, wenn alle vier Teammitglieder ihr Bestes aus sich heraus holen.

Extremsportler
unter Beweis

Wenn Leiden Spass macht

„Wenn Leiden Spaß macht“ ist das Motto des Red Bull Dolomitenmannes. Und es darf gleich vier Mal gelitten werden, denn nur gemeinsam kann man Red Bull Dolomitenmann werden – auch eine Innovation – Extremsportler müssen sich im Team beweisen – das spornt an, das motiviert, das erhöht den Druck! Die Bergläufer müssen 2000 Höhenmeter überwinden, die Paragleiter steigen nicht nur in die Lüfte sondern müssen mit ihrer Ausrüstung nach einer Zwischenlandung und einem Lauf noch einmal starten. Die Mountainbiker müssen sich nicht nur am Rad bergauf kämpfen sondern dieses auch immer wieder tragen um dann über eine Skiweltcupstrecke ins Tal zu rasen und schließlich wagen sich die Kanuten über einen spektakulären sieben Meter Sprung in das Wasser und müssen sogar aufwärts gegen die Stromschnellen kämpfen. Die Sieger des Bewerbs schreiben sich in die Hall of Fame des Red Bull Dolomitenmannes ein – sondern um viele der Helden ranken sich inzwischen auch Mythen. Beim allerersten Dolomitenmann forderte das spätere Siegerteam vom Veranstalter bereits vor dem Bewerb das Preisgeld – es handelte sich ihrer Meinung nach doch um das klare Siegerteam, was auch tatsächlich so war. Oder dann gab es den Bewerbssieger Antonio Molinari, der den Berglauf gewonnen hatte jedoch auf die Siegerehrung verzichten musste, da er in einer Pizzeria in Südtirol am Abend wieder seinen Dienst als Kellner antreten musste.

Von Helden und
Gescheiterten

Wenn Berge Geschichten erzählen

Einer der legendärste Teilnehmer war wohl Hans Kammerlander, der Bergsteigerkollege von Reinhold Messner, der als Bergläufer für sein Team an den Start gegangen war. Das war nur eine der sportlichen Höchstleistungen, die der Red Bull Dolomitenmann hervorgebracht hatte – und das im Team. Und gerade dieser Teamgeist lässt das Versagen noch mehr schmerzen auch wenn es in vielen Fällen provoziert wurde – nach dem Motto „Geh, das kann doch alles nicht so schwierig sein.“. So passiert auch einem gewissen Sepp Resnik – seines Zeichens Super Iron Man – also, der Mann kann schon was – aber den Berglauf zu unterschätzen und am Morgen des Bewerbs ausgiebigst und mondän zu frühstücken hatte seine Folgen: Die Verabschiedung vom feinsten Frühstück nach nur 2 Kilometern und schließlich der „Zieleinlauf“ auf allen Vieren als Vorletzter (der Letzte hatte sich verlaufen). Da nutzt es auch nichts wenn ein Paragleitweltmeister auf einen wartet. Der Berg hat viele abgeworfen und das meistens, weil er unterschätzt wurde – 2000 Höhenmeter in 1,5 Stunden müssen erst bewältigt werden. Auch der Treppenläufer Michael König war dem Berg nicht gewachsen und musste nach dem Bewerb eine Woche lang in Lienz verpflegt werden. Und so mancher Berglaufweltmeister – wie der Türke Achmed Aslan – mussten bereits im Ziel auf den Kühbodenthörl medizinisch betreut werden und wurde danach ins Krankenhaus geflogen. Dennoch gab es in der Geschichte des Red Bull Dolomitenmanns schon einen Zielsprint beim Berglauf und einmal – aufgrund des plötzlichen Schneefalls und weißer Wegbeschilderung – mutierte der Bewerb – man lief damals aufs Zettersfeld – wohl eher zum Orientierungslauf.

Tollkühnheit
in den Dolomiten

Wenn aus Menschen Vögel werden

Aber der Berg wird nicht nur im Laufen bezwungen sondern auch im Fliegen und da gab es schon mal einen Paragleiter, der den Start verweigert hatte – wegen „zu steil“ – der topplatzierte Bergläufer hätte den Kollegen – wenn noch Kraft vorhanden – wohl nur mehr als gerne körperlich bestraft. Die Faszination am Fliegen war aber auch schon mal so groß, dass der Bewerbsleiter aus dem Drachenfliegerclub selbst starten wollte – was aber Werner Grissmann jedem Bewerbsleiter verboten hatte, da jeder die Verantwortung für seinen Bewerb zu tragen hatte. Nun, wer startet, der muss auch landen und immer wieder werden Bäume – ein Athlet schnitt sich selbst aus dem Baum und übergab ordnungsgemäß an den Kollegen – oder wie 2014 auch ein Übertragungswagen zur Landezone. Ein besonders gläubiger Paragleiter wählte eine Feldmesse und ein weiterer beschloss auf dem Balkon eines Hauses zu landen und von dort ins Ziel zu laufen.

Wenn das Material
die Strapazen
nicht mehr hält

Heisse Ritte und grobe Böcke

Die Fahrt mit dem Mountainbike war vor allem in den Anfangsjahren eine besondere Challenge – gab es damals doch nur Querfeldeinräder. Um diesen Teil des Staffelbewerbs schaffbar zu machen, wurde das Reglement so angepasst, dass der Fahrer mit einem Teil seines Rad die Ziellinie passieren muss. Und eines ist geschichtlich dokumentiert: viele Räder gingen zu Bruch. Roland Stauder reparierte in Führung liegend – nachdem er sich auf der Abfahrtsstrecke einen Achter geholt hatte – mit einem Stein sein Rad und hat nicht nur einen Eintrag in den Heldengeschichten des Red Bull Dolomitenmann somit verdient sondern auch den Vermerk als Bewerbssieger. Der Kampf gegen die Stromschnellen der Drau und der Isel startet mit einem sieben Meter hohen Sprung dessen Opfer viele Boote wurden. Aber auch die Beschaffenheit der Boote forderte Erfindergeist bei einigen Athleten – so kürzte der Weltmeister Norbert Sattler kurz vor dem Bewerb sein Boot mit einer Säge um 10 cm, da es zu lang war – so groß war der Wille zur Teilnahme. Vor allem die Aufwärtspassagen stellen immer wieder Athleten in Frage – denn die Nummerierung der Tore wäre falsch, wenn man diese in Flussrichtung befahren würde – die Aufklärung der Rennleitung schrieb den Kanuten in vielen Fällen das „Aha“ ins Gesicht, aber immer wieder auch eine gewisse Verzweiflung. Heute müssen die Kajakfahrer ihr Boot in das Ziel tragen – das war bereits bei einem Hochwasser notwendig bei welchem ein Teil der Fahrtstrecke durch eine Laufstrecke ersetzt werden musste – ein ganz anderes Metier für die Wassersportler und wieder eine neue Herausforderung – das ist typisch Red Bull Dolomitenmann. Und dennoch machen Sportler aus dem Event immer wieder eine ganz persönliche Challenge und so musste – aufgrund einer verlorenen Wette – der Kanute Schorschi Schauf seinem deutschen Kollegen Thomas Hilger beim Galadinner die Füße küssen. Er war nicht besonders begeistert – die Zeugen des Ereignisses aber durchaus.

Der Teamgedanke –
Die Mutter jeder
Motivation

Einer für Alle und Alle für Einen

Doch wer sind nun die wahren Helden des Red Bull Dolomitenmannes? Wir haben einen Rekordteilnehmer, der 2022 bereits zum 35. Mal startet: Wendelin Ortner. Er, das Urgestein des Dolomitenmann, Sieger im Einzel, Sieger im Team und noch heute tollkühner Pilot für das Wings for Life Team. Vielleicht ist es aber auch der Erfinder Werner Grissmann, der vor fast 35 Jahren den Traum hatte aber auch den Mut diesen umzusetzen, in einer Zeit wo „Mountainbike“ oder „Berglauf“ – neumodern Trailrunning – noch absolute Randsportarten waren. Gemeinsam mit seinem OK-Team das es seit nun über drei Jahrzehnten schafft, dass die Welt des Extremsports nach Lienz blickt, und dieser immer wieder Neues bietet und dennoch die Sportler im Mittelpunkt stehen lässt. Dazu beigetragen haben aber auch die Fans dieses weltweit einzigartigen Events. Jedes Jahr säumen Tausende die Strecke um die „Härtesten unter der Sonne“ anzufeuern und geben so den Athleten, bis zu den Letzten, eine unglaubliche Energie entlang der Strecke. Durch sie ist Lienz zwei Tage im Ausnahmezustand und die Sportler der Kern dieses außergewöhnlichen Events, das weltweit Anerkennung findet. Am ehesten aber sind es die Teams, die Gladiatoren der Arena inmitten der Lienzer Dolomiten – sie sind Sinn und Herz dieses Events. Ihre Leistungen im Einzel, aber vorallem im Team haben den Red Bull Dolomitenmann zu dem gemacht was er heute ist – die inoffizielle Weltmeisterschaft des Extremsports. Denn ohne die Sportler gäbe es weder Helden noch Mythen und der Traum des Werner Grissmann wäre nie wahr geworden.